Homepage
Profil/Lebenslauf
Rezensionen/eigene Projekte
Schnappschüsse
gute Seiten

 

Buchbesprechung

"raumkunst kunstraum
Innenräume als Kunstwerke"
Schnell & Steiner-Verlag, Regensburg 2005
Umfang: 256 Seiten, 420 Abbildungen, 12 Karten
ISBN 3-937438-25-4 (Softcover), 3-7954-1732-5 (Hardcover)
Preis: 14,90 Euro

Besprechung als PDF-Dokument


Von vielen sicher unbemerkt hat sich 1990 ein "Facharbeitskreis Schlösser und Gärten in Deutschland" gegründet, um einen Erfahrungsaustausch unter verschiedenen Schlösserverwaltungen bei der Bewahrung, Pflege und Präsentation des entsprechenden Kulturerbes zu ermöglichen. In diesem Facharbeitskreis arbeiten zehn landesweit tätige Schlösserverwaltungen zusammen; dies sind Baden-Württemberg, Bayern, Berlin und Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Im Jahre 1999 hat der Facharbeitskreis eine Buchreihe begründet, in der bisher zwei Bände erschienen sind: "Reisezeit - Zeitreise" und "Gartenlust - Lustgarten". Jeder Band enthält eine Auswahl aus den schönsten Objekten der jeweiligen Schlösserverwaltungen.

Dem Anspruch eines "offiziellen gemeinsamen Führers der Schlösserverwaltungen in Deutschland" (so die selbstgewählte Bezeichnung) wird das Buch durch die Beschränkung auf ausgewählte einzelne Raumkunstwerke naturgemäß nicht gerecht. Dennoch erfährt man in vielen Beiträgen deutlich mehr Details zu den mit wunderbaren Hochglanzbildern präsentierten Räumen als in den meisten Schlossführern.

Mehr als 200 der schönsten Innenräume ausgewählter Gebäude werden vorgestellt. Jedes dieser Raumkunstwerke oder Raumensembles ist ein Denkmal seiner Entstehungszeit und damit auch ein Zeugnis des historischen Wandels. Mit 419 prachtvollen Farbaufnahmen wird eine Auswahl der Blüten deutscher Kulturgeschichte vorgestellt, dabei kompetent und verständlich erläutert.

Bekannte und auch weniger bekannte Räume und Interieurs werden aus ihrer künstlerischen und geschichtlichen Bedeutung heraus beschrieben; dabei finden sich ausgewählte berühmte Beispiele, wie die Große Hofstube der Albrechtsburg Meissen (Sachsen), Schloss Rheinsberg in Brandenburg und weniger geläufige aber nicht minder bedeutende wie das Spiegelkabinett im Schloss Luisium in Wörlitz (Sachsen-Anhalt). Ein großer Teil der vorgestellten Raumkunst befindet sich in bayerischen Schlössern, Burgen und Residenzen.

Selbstverständlich sind vier der von König Ludwig II. von Bayern erbauten Schlösser enthalten: das "Neue Schloss Herrenchiemsee" mit dem Paradeschlafzimmer und dem Porzellankabinett, das Speisezimmer von "Schloss Linderhof" außerdem der Maurische Kiosk im Park, das königliche Schlafzimmer und der Thronsaal im "Schloss Neuschwanstein" sowie der türkische Saal auf dem Schachen. Schloss Nymphenburg, der Geburtsort des Königs ist gleich mit vier Räumen vertreten. Von der Residenz in München werden mehrere Räume vorgestellt; hier sind besonders interessant: der Königsbau und die Nibelungensäle. Elmar D. Schmid, Kerstin Knirr und Friedrike Ulrichs haben sich dieser Räumlichkeiten angenommen.

Unbedingt empfehlenswert sind noch die beiden Aufsätze, die den inhaltlichen Einstieg zum besseren Verständnis des folgenden visuellen Augenschmaus' ermöglichen: Dr. Helmut-Eberhard Paulus, als leitender Regierungsdirektor der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, führt den Leser in die "Historischen Räume als Kunstwerke" ein. Es folgen die Autoren Dr. Johannes Erichsen von der Museumsabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung, der zusammen mit Dr. Wolfgang Wiese, Oberkonservator der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württembergs, über die "Bühnen höfischen Lebens - Historische Innenräume in deutschen Schlössern" schreibt.

"König Ludwig II. von Bayern errichtete nicht nur seine Traumschlösser, sondern ließ in den verschiedenen Bauten, die ihm zur Hofhaltung zur Verfügung standen, auch gezielt restaurieren. Das Bewusstsein vom Wert des historischen Erbes und den Leistungen der Vorfahren ist also keine Erfindung der Gegenwart und hat früh dazu beigetragen, dass wir heute die Zeugnisse vergangener fürstlicher Kultur in wohlerhaltenen Räumen studieren können. Die deutschen Schlösserverwaltungen versuchen," so Erichsen und Wiese "der daraus resultierenden Verpflichtung zur Erhaltung der ebenso kostbaren wie fragilen Räume gerecht zu werden und diese Aufgabe an kommende Generationen von Fachleuten weiterzugeben."

Zu jedem Raum, der in dem Buch vorgestellt wird, findet der Leser Anschrift, Öffnungszeiten, Führungstermine, Kontaktdaten sowie Verkehrsanbindungen. Darüber hinaus erleichtern - neben der Gesamtkarte - neun Länderkarten (mit zwei Detailkarten) das Auffinden und geografische Zuordnen der Meisterwerke. Vor dem abschließenden Register, das sowohl ein Orts- als auch ein Objektregister enthält, sind Angaben zu den neun Schlösserverwaltungen aufgeführt.

Obwohl mit diesem Prachtband ein Werk von hoher inhaltlicher, wie visueller, aber auch schöner Druck- und Papier-Qualität vorliegt, ist er - in zwei Ausführungen (broschiert und gebunden) - schon sehr preiswert erhältlich.

Das Buch ist weit mehr als eine Ergänzung der beiden bereits erschienenen Bände "Reisezeit" und "Gartenlust" und dürfte jeden erfreuen, der schon einmal die vorgestellten Räumlichkeiten besucht hat bzw. ein Anreiz sein, die anderen Kostbarkeiten noch zu besuchen. Auch als Nachschlagewerk und zum Entdecken weiterer Hintergrundinformationen ist das Buch absolut zu empfehlen.

© Michael Fuchs, Berlin, 10.04.2006

ludwig-zwo@michaelfuchs.de

 

© Michael Fuchs   |  nach oben

zu meinem Blog